Mittwoch, 21. Dezember 2011

7. Kapitel: Alte und neue Partner

Ari Kelch hatte viel Zeit zum Nachdenken als er in Untersuchungshaft saß. Schließlich bat er darum, ein Telefongespräch nach Argentinien führen zu dürfen. Das Telefonat wurde ihm bewilligt.
Er tippte die Nummer ins Telefon und lauschte dem Klingelton.
„Bessi“, ertönte es auf der anderen Seite.
„Kelch hier“, antwortete Ari.
„Hatten wir nicht ausgemacht, dass Sie mich niemals zu Hause anrufen?“
„Es ist ein Ausnahmefall. Ich sitze in Berlin in Untersuchungshaft und werde des Mordes an Randolf Bock beschuldigt.“
Am anderen Ende war es still.
Dann antworte Konrad Bessi in überraschtem Ton:
„Randolf Bock wurde umgebracht?“
„Ja. Ich war es aber nicht. Sie gaben mir den Auftrag, ihn auszuforschen und eine Akte über ihn zu erstellen, und genau das habe ich getan. Mehr nicht.“
„Nun,“ antwortete Bessi zögerlich, „ich weiß nicht, was Sie getan haben und was nicht. Ich weiß nur, dass ich Ihnen lediglich den Auftrag gab, Randolf Bock zu überprüfen. Mehr nicht. Aber Sie sind sich schon im Klaren darüber, dass der Auftrag geheim war und Sie nicht darüber sprechen dürfen, oder?“
„Genau deshalb rufe ich Sie an,“ antwortete Ari Kelch. „Die Umstände haben sich geändert. Um meine Unschuld zu beweisen, muss ich mit der Polizei in Deutschland kooperieren und die Sache offen legen. Ich teile Ihnen hiermit mit, dass ich kein Geld für den Auftrag annehmen werde und unser Vertragsverhältnis kündige.“
Konrad Bessi überlegte kurz. Dann erwiderte er:
„In Ordnung. Aber denken Sie nicht, dass ich Ihnen helfen werde. Schließlich weiß ich nicht, ob Sie den Mord begangen haben oder nicht. Und ich werde Ihre Akte vernichten und unsere Vertragsbeziehung leugnen, wenn mich jemand danach fragt. Ich möchte nichts mit dem Mord zu tun haben.“
„Ich verstehe. Dann ist ab jetzt jeder auf sich gestellt. Jeder wird versuchen, seine eigene Unschuld zu beweisen. Uns verbindet nichts mehr.“
„Genauso ist es.“, antwortete Konrad Bessi. Dann fügte er abrupt hinzu: „Hat mich gefreut“ und legte den Hörer auf.
  
Gerade als Ari Kelch den Hörer auflegte, kam ein Vollzugsbeamter auf ihn zu und forderte ihn auf, seine Sachen zu packen.
„Werde ich verlegt?“, fragte Ari.
„Nein, entlassen. Frau Mayer-Galotti erwartet sie draußen.“, gab der Beamte zurück.
Ari Kelch schaute überrascht, packte aber eilig seine Sachen und folgte dem Beamten zum Ausgang.
Nachdem die Formalien erledigt waren und Ari seine Papiere zurück erhalten hatte, kam Verena Mayer-Galotti auf ihn zu, begrüßte ihn und sagte:
„Es tut mir leid für die Unannehmlichkeiten. Es hat einen weiteren Mord gegeben, als Sie in Untersuchungshaft saßen. Die Zeugin Magdalena Zöllner wurde umgebracht. Wir gehen davon aus, dass es sich um den selben Mörder handelt, der auch Randolf Bock ermordet hat und dass der Mörder Frau Zöllner aus dem Weg räumen wollte, weil sie ihn erkannt hat oder weil sie ihm auf eigene Faust hinterher geschnüffelt hat. Sie sind somit entlastet.“    
Ari Kelch lächelte schwach.
„Das trifft sich gut,“ sagte er dann. „Ich wollte sowieso mit Ihnen reden. Ab jetzt werde ich mit Ihnen kooperieren. Sie hatten Recht und es gab zwischen mir und dem Argentinier Konrad Bessi eine Verbindung. Er gab mir den Auftrag, Randolf Bock auszukundschaften und eine Akte über ihn zu erstellen. Das habe ich auch getan. Dabei habe ich die Objektivkappe verloren. Aber von Mord war niemals die Rede.“
„Das heißt, Sie bleiben noch, um mir zu helfen?“
„Ich bleibe in Berlin und helfe Ihnen, den Fall aufzuklären.“
„Das trifft sich gut,“ erwiderte Verena und spiegelte das schwache Lächeln von Ari zurück. „Mein Partner hat sich nämlich gleich nachdem er aus dem Urlaub kam, krank gemeldet. “    


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